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Die DT64-Singles-Raritäten im CD-Dreierpack

Foto: SECHZEHNZEHN
Foto: SECHZEHNZEHN

Im Gegensatz zu den hallo-AMIGA-Schallplatten, die nichts mit der Jugendsendung „HALLO“ des Senders „Stimme der DDR“ zu tun hatten, außer dass die Musik dort auch zu hören war, gab es AMIGA-Singles unter dem „echten“ Label „DT64“ des „Berliner Rundfunks“. SECHZEHNZEHN und Buschfunk haben verdienstvollerweise nun die Aufnahmen, remastert vom DDR-Musik-Nerd Marcus Heumann, in einer Dreifach-CD veröffentlicht. Auch wenn nicht alle Titel gleichermaßen begeistern werden, zumal aus mehreren Jahrzehnten Distanz mit inzwischen auch anderen musikalischen und Lebenserfahrungen betrachtet, ist diese Sammlung ein unvergleichbar kostbarer Schatz beat- und rockmusikalischer Experimente in der DDR.

Shop:
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* die CD bei Amazon; auch als MP3 und Stream

Ergänzendes Audio: Hier erläutert Jugendradio-DT64-Musikchef Walter Bartel den wechselhaften Umgang mit Musik im DT64-Programm (rec.: 27.06.1989); Fragen: Jörg Wagner

Aus dem Booklet (Autor: Walter Cikan):

DIE DT64 SINGLES
Vor mehr als 50 Jahren begann DT64 in Zusammenarbeit mit den zuständigen Redakteuren und Produzenten von Radio DDR und Stimme der DDR mit den überall im Land entstandenen neuen Beatgruppen Songs zu produzieren und diese zu senden. Auf Grund des großen Interesses der Hörer suchte man nach weiteren Verbreitungsmöglichkeiten. So entstand in Koop mit dem VEB Deutsche Schallplatten/AMIGA die Idee der DT64-Single-Reihe. In der Folgezeit wurden auf Basis kontinuierlicher Abstimmung zwischen dem Staatlichen Rundfunk-Komitee und AMIGA Vereinbarungen über Produktionsvorhaben, sowie die gegenseitige Nutzung und Verbreitung der Musikaufnahmen getroffen. Da das Entstehen eigener neuer Lieder, noch dazu mit Texten in deutscher Sprache, ein für die Bands zunächst ungewohnter und mitunter auch komplizierter Prozess war, lagen im Musikarchiv des Rundfunks Mitte der sechziger Jahre nur wenige Aufnahmen dieser Art vor.

Ein spürbarer Aufschwung begann 1969/1970, wo im Rundfunk ca. 173 Titel (bis Ende 1973 etwa 450 Lieder) u. a. mit den Alexanders (Vorläufer von Panta Rhei), dem Horst Krüger Sextett, dem Orchester Klaus Lenz, dem Günther Fischer Quintett, dem Dresden Sextett, der Uve Schikora Combo, der Electra-Combo, der Modern Soul Band, den Nautiks, dem Ekkehard-Sander-Sextett, dem Joco Dev Sextett in Berlin, Leipzig, Weimar aufgenommen wurden. In diesem Jahr wurde (mit höchster Genehmigung) eine Arbeitsgruppe »Rhythmus 71« gebildet, der Komponisten, Textautoren, Interpreten gemeinsam mit Musikredakteuren/-produzenten wie Luise Mirsch, Klaus Schneider, Manfred Gustavus, Walter Bartel, Claudia Ninnig angehörten.

Eine Auswahl der dabei entstandenen Lieder wurde ab 1971 gemeinsam von Rundfunk, AMIGA und dem Fernsehen in diversen Sendungen und einer repräsentativen Abschlussveranstaltung vorgestellt. Seitens des Rundfunks waren das insbesondere das DT 64-Musikstudio mit (seit 1971 »DT-Metronom«) sowie »Frank’s Beatkiste« (Stimme der DDR) und die »DDR-Tipparade« (Radio DDR). AMIGA hatte bereits in den sechziger Jahren mit eigenen Plattenproduktionen wie »Big Beat I / II«, Thomas-Natschinski-Gruppe »Die Straße«, Theo-Schumann-Combo »Für junge Leute«, »Klaus Lenz für Fenz« begehrte Angebote vorgelegt und veröffentlichte auf »Rhythmus 71« einen Teil der neu entstandenen Songs.
Das DDR-Fernsehen stellte ebenfalls ab 1969 (bis 1972) in der Sendung »Notenbank« (Bernd Maywald) die Bands mit ihren neuen Titeln vor. (…)

Foto: SECHZEHNZEHN
Foto: SECHZEHNZEHN

„30 Jahre coloRadio, 30 Jahre Abschaltung von Jugendradio DT64 auf Raten“

Hagen Oppelt – Lutz Schramm -Tilo Sarfert – Lorenz Wiedemann – Jenz Steiner | Foto: Martin Uhlig

„Als coloRadio als Freies Radio für Dresden vor 30 Jahren erstmals auf Sendung ging, war Jugendradio DT64 bereits seit zwei Monaten Rundfunkgeschichte. Der Mitteldeutsche Rundfunk startete im Mai 1993 mit mdr Sputnik ein eigenes Jugendprogramm. Doch einige coloRadio- Sendungsmachende setzten das fort, was sie am Programm von DT64 schätzten und liebten: Sendungen, in denen Platz für schräge Töne war, in denen man Bands entdecken konnte, die auf keinem anderen Sender Airplay bekommen hätten. Der Musikjournalist Lutz Schramm vernetzte in seinen Sendungen Parocktikum und Vibrationen ganz nebenher Musiker*innen und Hörer*innen, gab ihnen ein Forum, eine Stimme – vor und nach der Wende.

Zum 30. coloRadio-Geburtstag sprach Jenz Steiner mit Lutz Schramm und den coloRadio-Sendunsmachenden Hagen Oppelt, Lorenz Wiedemann und Tilo Sarfert in den coloRadio-Studios im Dresdner Zentralwerk über den Einfluss von Jugendradio DT64 auf ihre Sendungen und auf subkulturelles Leben in Dresden und Sachsen, über Wege der Musikbeschaffung zu DDR-Zeiten und die Grenzen, die musikredaktionelles Arbeiten im Rundfunk der DDR hatte.“ (coloRadio)


Wer:
* Lutz Schramm, Ex-DT64 u. a. „Parocktikum“
* Hagen Oppelt, coloRadio, „Disharmonic Noise Conspiracy“
* Lorenz Wiedemann, coloRadio, „Schlagseite“
* Tilo Sarfert, coloRadio, „Buschfunk“
* Martin Uhlig, coloRadio „6 Saiten und ein Verzerrer“
* Jenz Steiner, coloRadio, Gesprächsleitung
Was: Gesprächsrunde über DT64, Freie Radios und Subkultur
Wann: rec. 08.07.2023, 13:30 Uhr
Wo: Dresden, Zentralwerk
Vgl.: freie-radios.net

DT64: Power von der Eastside – Abschied von UKW

Was: DT64-Innenansichten vor dem Wechsel auf UKW am 01.07.1992
Wann: 27./30.06./01.07.1992
Wo: Funkhaus Berlin, Nalepastraße; Großer Glubigsee
Wer: DT64-Kollektiv
u. a.: Tom Beinlich, Karsten Blumenthal, Marion Brasch, Martin Breuninger, Ulrich Claus, Pierre Deason, Florian Grolmann, Johnny Haeusler (Radio 4U), Silke Hasselmann (Ex-DT64, Rockradio B), Susanne Harmsen, Swetlana Hoffmann, Franka Kaufmann, Jürgen Kuttner (Ex-DT64, Rockradio B), Helmut Lehnert (Radio 4U), Vera Linß, Stefanie Markert, Frank Menzel, Frank Meyer, Ines Molle, Jens Molle, Johannes Paetzold, Axel Rabe, Dietmar Ringel, Michael Roedger, Michael Schiewack, Regina Schmoi (Rockradio B), Lutz Schramm (Ex-DT64, Rockradio B), Jörg Schulze, Andreas Streblow, Andreas Ulrich, Jörg Wagner, Uwe Wassermann (Ex-DT64, Rockradio B); R.I.P. Volker „hört die Signale“ Arnold

… Wer erkennt sich noch?

30 Jahre Superadio 2000 O – „Gute Laune, wann immer Sie wollen!“

Screenshot: © Jörg Wagner

Was: Kleines Making-of von “Superradio 2000 O”, einem Livehörspiel kurz vor dem Ende von Jugendradio DT64 als UKW-Radio, das die Programme vorwegnehmenderweise parodierte, die ab 01.07.1992 die DT64-UKW-Frequenzen übernahmen
Wann: 19.06.1992, 05.00-18.00 Uhr
Wo: Funkhaus Berlin, Nalepastraße, K6 und Produktionskomplex “Casablanca”
Wer: Gemeinschaftsprojekt der gesamten DT64-Mannschaft, die hier im Video nur zu einem Bruchteil eingefangen wurde
u. a. mit André Bochow, Pierre Deason, Vera Linß, Martin Breuninger, Jörg Schulze, Ari Gosch, Michael Roedger, Harald Müller, Britta Ebell, Peter Lämmerhirt, Martin Hamlet, Jens Molle, Steve Winkler. R.I.P. Matthias Hopke und Uwe Becker
Man hört u. a. auch Marion Brasch, Stefanie Markert, Tom Beinlich, André Sander, Matthias Kerckhoff, Tom Schweers, Thomas Conrad … Wen noch?

Jenz Steiner trifft Jürgen Kuttner – DT64 – Rockradio B Special

„Jenz Steiner spricht mit Jürgen Kuttner über eine sehr bewegte Zeit, über seine Zeit bei Jugendradio DT64, Rockradio B und der taz Ost. Viel war möglich in den Jahren 1989 bis 1993. Jürgen Kuttner hat in der frühen Nachwendezeit im Hörfunk eine Form von Radio entwickelt, die bis dahin weder im staatlichen Rundfunk der DDR noch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Bundesrepublik denkbar war. Talkradio, Hörspielschnippsel, Archivmaterialfetzen und Schallplatten aus der Mottenkiste statt Werbezielgruppen-Formatradio nach Marketinggesichtspunkten. Was Kuttner in den Studios in der Nalepastraße damals produzierte, war neu und einzigartig.“


Wer:
* Dr. Jürgen Kuttner, Kulturwissenschaftler, Ex-taz’ler, Theater- und Radioperformer
* Jenz Steiner, Interviewer
Was: Gespräch über DT64, Rockradio B und die Ost-taz
Wann: rec. Mai, 2014, DT64-Festival „Return to Sender“
Wo: Berlin, Kino Babylon